Die Judo-Abteilung wurde am 14.12.1972 von Karl-Robert Klassen und seiner Frau Suse gegründet. Zu dieser Zeit war Eberhardt Seitz 1. Vorsitzender der TSG Balingen.
Karl-Robert Klassen wurde zum Abteilungsleiter ernannt, seine Frau Suse übernahm das Amt des Schatzmeisters. Als weitere Trainer wurden Erwin Feucht und Fritz Holweger eingeteilt.
Die TSG war gegen die Gründung der Judo-Abteilung, da die damalige bestehende Boxabteilung sehr viel Geld zur Anschaffung eines Boxringes benötigte. Kurz darauf löste sich die Boxabteilung auf.
Judo war zu dieser Zeit als Modesportart verschrieben, man gab ihr keine Zukunftschancen. Doch Karl-Robert und sein Team leisteten sehr gute Überzeugungsarbeit.
Die Eberthalle wurde nunmehr der Judo-Abteilung für das Training zur Verfügung gestellt. Anfangs trainierte man dort auf den vorhandenen Turnermatten. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Anzahl der Mitglieder auf über 200 Judoka an. Die Eberthalle drohte aus allen Nähten zu platzen. Zur gleichen Zeit löste sich die Judo-Abteilung in Rangendingen auf und so kaufte man von dort für 800 DM (ca. 400 EUR) die allererste Judo-Matte. Da die Judo-Abteilung Balingen noch über keine finanziellen Mittel verfügte, wurde diese Matte von Herrn Otto Schreiber gespendet.
Mit diesem Aufschwung kam Kurt Engel von der Berliner Polizei als neuer Mann hinzu. Er praktizierte die Budo-Sportart Ji-Jitsu, welche neben Judo als Trainingseinheit angeboten wurde. Der Boom der Mitglieder war unaufhaltsam. Nach ca. drei Jahren hatte die Abteilung einen Stand von 328 aktiven Judoka. Es musste also dringend noch eine Judo-Matte her.
Die Firma Sport-Paul in Balingen machte uns auf die Justizvollzugsanstalt Bruchsal aufmerksam, welche Judo-Matten aus eigener Fertigung anboten. Durch ein zinsloses Darlehen der TSG Balingen mit einer Bürgerschaft von Herrn Otto Schreiber wurde diese Matte für 12.000 DM (ca. 6.000 EUR) erworben.
Nach kürzester Zeit stellte sich die schlechte Qualität dieser neuen Matten heraus. Not macht erfinderisch! Deshalb wurden die ausgebrochenen Ecken an drei Trainingsabenden mit Paketband umwickelt. Nun konnte endlich richtig trainiert werden. Heute stehen den Trainierenden drei Kampfmatten zur Verfügung.
Durch den Gewinn von Peter Blepp wurde das technische Niveau stark aufgebessert, weiter hinzu kam sein Bruder Armin. Durch die große Mitgliederzahl wurde nach weiteren Räumlichkeiten Ausschau gehalten. Von der damaligen Brauerei wurde der Nebenraum der Stadiongaststätte kostenlos zur Verfügung gestellt. Fenster, Licht und eine Heizung mussten über der alten Kegelbahn eingebaut werden. Die Balinger Judoka waren tatkräftig beim Umbau des eigenen Dojos dabei. Die Ji-Jitsu-Abteilung unter der Leitung von Kurt Engel konnte nun ihr Training in diesem Dojo abhalten.
Den Platz, den es jetzt in der Eberthalle gab, blieb nicht ungenutzt. Otto Weitprechtinger baute eine Ringer-Abteilung separat zum Judo auf, die sich aber nach ca. 1 Jahr wieder auflöste.
Durch Hallenknappheit folgten mehrere Umzüge in verschiedene Gebäude. Es wurden im Strasser-Gebäude, im Hobbyland und anschließend in der Realschulturnhalle trainiert. In dieser Halle trainieren wir noch heute.
Verschiedene Gründe führten dazu, dass Karl-Robert Klassen und seine Frau Suse die Vorstandsschaft nach 10-jähriger Tätigkeit aufgaben. Mit ihrem Weggang legten auch Trainer Armin und Peter Blepp ihr Amt nieder. Daraufhin übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden Kurt Engel, als Kassier wurde Klaus Fischer ernannt. Kurt Engel war gleichzeitig Landesfrauenwart des Württembergischen Judo-Verbandes.
Unter der Leitung von Kurt Engel, sowie der Trainerschaft Walter Buck, Michael Ruof, Bernd Lewandowski und Fritz Holweger kämpften sich die Balinger Jugendgruppen bis auf internationale Ebene hoch. Einige Plätze verdienten Beachtung: Bei den Mädchen kämpften Pitasch und Jetter auf den Deutschen Meisterschaften in München um die vorderen Plätze. Jutta Engel und Christiane Mantei starteten auf den internationalen Meisterschaften in Holland. Jochen Merz erreichte bei internationalen Turnieren in Österreich und in der Schweiz hervorragende 3. Plätze. Alle genannten Judoka waren Kader-Athleten des Deutschen Judo-Bundes. Die Aktiven kämpften in der höchsten Gruppe der Landesliga.
1980 erhielt die Judo-Abteilung die Ehrenmedaille des Württembergischen Judo-Verbandes. Die Gürtelprüfungen wurden vom damaligen Vorsitzenden des Judo-Vereins Haigerloch, Herrn Ortwin Rietz, abgenommen. Mit Haigerloch verband Balingen eine tolle Freundschaft, die auch durch Kampfgemeinschaften unterstrichen wurde. Ortwin Rietz nahm alle Prüfungen ohne Honorare ab, sein Humor wird uns allen in Erinnerung bleiben. Er und sein Sohn starben bei der Flugzeugkatastrophe in Ramstein.
Kurt Engel gab sein Amt als Vorsitzender nach 5 Jahren aus gesundheitlichen Gründen auf. Die Judo-Abteilung hatte ihm sehr viel Freude bereitet, so dass er schweren Herzens ging. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich äußerst schwierig, da keiner bereit war, dieses Amt, in der Zwischenzeit sehr freizeitaufwendig, zu übernehmen.
Der 1. Vorsitzende der TSG Balingen Albert Buss und einige Trainer der Judo-Abteilung konnten nach mehrmaligen Gesprächen den Judoka Peter Arendt von seiner Eignung für das Amt als Abteilungsleiter überzeugen. Er übernahm diese Aufgabe zunächst kommissarisch. Angespornt durch seine Vereinskollegin Claudia Pieper, die sich als stellvertretende Abteilungsleiterin und Schatzmeisterin anbot, übernahmen sie die Aufgaben im Juli 1987. Die Mitgliederzahl verminderte sich leider zu diesem Zeitpunkt auf ca. 90 Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Es musste jetzt vieles organisiert werden. Die Kindergruppen wurden neu aufgeteilt, damit mehr Platz für Anfängerkurse war. Neue Trainer wurden eingeteilt und unter der Leitung von Peter Arendt, Claudia Pieper, Walter Buck, Jochen Merz, Sabine Baur und Rainer Springer stieg die Mitgliederzahl nach kürzester Zeit auf ca. 200 Judoka an. Viele Lehrgänge wurden in den letzten Jahren besucht um, immer auf dem aktuellsten Stand zu sein. Für die Kinder und Jugendlichen wurde die so genannte „Judo-Safari“ eingeführt, dies ist eine Art Bundesjugendspiele, die von unseren Jüngsten mit Begeisterung durchgeführt wird.
Am 27. Juni 1992 legten Peter Arendt, Sabine Baur und Claudia Pieper die Prüfung des 1. DAN in Münsingen ab. Ein Jahr später legte auch Jochen Merz diese Prüfung ab. Trainer Peter Arendt, Walter Buck und Jochen Merz erwarben die Lizenz zur Abnahme von Gürtelprüfungen.
Im Erwachsenenbereich war der Trend zum Freizeit und Breitensport deutlich erkennbar. Daraufhin wurde von Peter Arendt, Walter Buck und Rainer Springer der Trainerschein im Tai-Chi-Chuan (chin. Schattenboxen) gemacht. In ganz Baden-Württemberg gab es nur 12 Trainer in dieser Budo-Sportart. Die Ausbildung wird von Herrn Sieghardt Weiß des WJV übernommen, der die Sektion Tai-Chi gründete.
Sieghardt Weiß ist auch im Bereich der Judo-Selbstverteidigung kein Unbekannter. Durch die Anregung des 1. Vorsitzenden der TSG Balingen, Jürgen Koch, ließen sich Claudia Pieper, Sabine Baur, Walter Buck, Peter Arendt und Rainer Springer von Sieghardt Weiß in der Frauenselbstverteidigung ausbilden. In Zusammenarbeit mit der Polizeidirektion Balingen bietet nun die Judo-Abteilung Kurse zur Frauenselbstverteidigung an. Die Teilnehmerinnen sind mit Begeisterung dabei und haben durch ihr aktives Mitwirken viel Freude an diesen Kursen. Die Judo-Abteilung bietet künftig auch Ju-Jutsu an, unter der Leitung von Michael Ruof. Er verfügt über große Erfahrung in dieser Sportart.
Seit 1992 verbindet uns eine herzliche Freundschaft mit dem Judo-Verein unserer Partnerstadt Royan.